Echter Beinwell

(Symphytum officinale)

 

 

 

Gemeiner Beinwell, Arznei-Beinwell, Beinwurz, Honigblum, Bienenkraut, Hasenlaub, Milchwurz(el), Schneewurzel, Schmerzwurz, Schmalwurz, Schwarzwurz, Gemeine Wallwurz, Gro§e Wallwurz,

Wottel,  Himmelsbrot, Komfrei, Comfrey. Wundallheil, Wundschad, Beinheil, Schadheilwurzel,  Glotwurzel, Eselohrwurz(el), Hasenbrot, Hasenlaub, Kuchenkraut, Zuckerhaferl, Speckwurz, Soldatenkraut, Soldatenwurz(el)

 

Es han­delt sich um eine Arz­nei­pflan­ze mit be­son­de­rem Bezug zum Kno­chen­sys­tem. Das ist an der Na­mens­ge­bung zu er­ken­nen: Bein­well wurde in vie­len west­eu­ro­pŠi­schen Spra­chen nach sei­ner An­wen­dung be­nannt. Die €rz­te im alten Grie­chenland nannten ihn bei­spiels­wei­se ãSym­phy­tonÒ von sym­phyo, ãich wach­se zu­sam­menÒ. Wei­te­re ge­brŠuch­li­che Namen waren ãCon­so­li­daÒ oder ãSo­li­da­goÒ (soli­do: ãich mache festÒ, ãich fŸge zu­sam­menÒ). Die deut­schen Namen ãBein­wellÒ und ãWall­wurzÒ gehen auf das altdeutsche Verb ãwal­lenÒ zu­rŸck, das ãzu­sam­men­wach­senÒ hei§t.

 

 

 

 

 

Woran erkennt man Beinwell?

Beinwell gehšrt zu den Raublatt-

oder BorretschgewŠchsen (Boraginaceae). Er hat einen au§en dunkelbraunen bis schwarzen, innen hellgelben bis wei§en Wurzelstock. Der verŠstelte StŠngel kann zwischen 30 und 100 cm hoch werden.

Die sich in den Blattstiel verschmŠlernden BlŠtter sind lanzettlich und wei§lichrauh behaart.

Von Mai bis August erscheinen die rot-violetten, manchmal auch schmutzig-wei§en BlŸten in ŸberhŠngenden Trauben.

 

Wo findet man Beinwell?

Beinwell ist von Westeuropa bis nach Westasien weitverbreitet und kommt bevorzugt an feuchten Stellen wie Weg- und WaldrŠndern, Bachufern und GrŠben, aber auch auf Wiesen und €ckern sowie DŠmmen und auf SchuttplŠtzen vor. Sammelgut ist die Wurzel in den Monaten MŠrz und April sowie Oktober und November.

 

Beinwell wird durch Setzlinge weiterverbreitet. Als Lebensdauer einer Pflanze werden ungefŠhr 20 Jahre angegeben. Beinwell ist sehr anspruchslos und treibt jedes Jahr erneut aus, auch ohne Pflege und bei ãschlechterÒ Behandlung.

 

 

 

Wie wirkt Beinwell?

Beinwell wirkt ent­zŸn­dungs­hem­mend, an­alge­tisch und an­ti­ex­su­da­tiv (Verhinderung der Absonderung eiwei§reicher Stoffe bei entzŸndlichen Prozessen). Dar­Ÿber hin­aus fšr­dert er Gra­nu­la­ti­on und Ge­web­s­neu­bil­dung. Nach Kno­chen­brŸ­chen un­ter­stŸtzt Beinwell an der Bruch­stel­le die Neu­bil­dung von Kno­chen (Kal­lus­bil­dung). Die Wirksamkeit wird vor allem auf die In­halts­stof­fe Al­lan­to­in und Ros­mar­in­sŠu­re zurŸckgefŸhrt. Daneben scheinen auch Schleimstoffe und ein Glykopeptid fŸr die Wirkung bedeutungsvoll zu sein.

 

Schon in alter Zeit wurden die Beinwell-Arten als Heilkraut bei KnochenbrŸchen und bei offenen Wunden verwendet. Auch bei Verletzungen von BŠndern und Sehnen wurde Ÿber ein Heilwirkung berichtet. Bei Nicholas Culpeper (1616-1654, englischer Botaniker, Arzt, KrŠuterkundler und Astrologe) kann man nachlesen, dass der Beinwell eine solche Kraft zu heilen und zusammenzufŸgen habe, dass zerteilte FleischstŸcke wieder zusammenwachsen, wenn man sie mit Beinwell in einem Topf kocht.

 

Die Anwendung erfolgt meist Šu§erlich in Form von UmschlŠgen bzw. von Breipackungen.

Inzwischen haben auch Hersteller von Naturarzneimitteln die Beinwellwurzel entdeckt und bieten zahlreiche Formen von Beinwellsalben und Beinwellcremes an.

 

Von einer innerlichen Anwendung, wie sie frŸher etwa bei Gastritis vorgenommen wurde, wird wegen des Gehalts an Pyrrolizidinalkaloiden  von offizieller Stelle abgeraten.

Gleiches gilt fŸr den Konsum von Beinwell-BlŠttern und -Wurzeln und daraus hergestellten Produkten (Tees u.a.), die oft unter der englischen Bezeichnung ãComfreyÒ als diŠtisches Lebensmittel angeboten werden.

 

Zusammengefasst noch einmal die Anwendungsgebiete fŸr Beinwell:

á      Gelenkschmerzen

á      HautschŠden

á      KnochenbrŸchen

á      Muskelschmerzen

á      Prellungen

á      Quetschungen

á      Schmerzen bei Verletzungen

á      Schwellungen

á      Verletzungen des Bewegungsapparates

á      Verstauchungen

á      Rheuma

á      VerflŸssigt Wundsekrete

á      Hilft schnell neues Gewebe zu bilden

 

Warnhinweise

Beinwell enthŠlt wechselnde Mengen von Pyrrolizidinalkaloiden, die (in hoher Dosierung und als Einzelsubstanz) leberschŠdigend und krebsauslšsend wirken.

 

Die Kommission E hat daher fŸr Deutschland den Gebrauch als Heilpflanze nur unter EinschrŠnkungen zugelassen.

 

In Kanada und einigen Staaten der USA dŸrfen Beinwellprodukte zur inneren Anwendung nicht mehr vermarktet werden.

 

Welche Wirkstoffe enthŠlt Beinwell?

Hauptwirkstoff ist Allantoin. Er bewirkt die Beschleunigung des Zellaufbaus und der Zellbildung, was in der alten Heilkunde vor allem bei der Behandlung von UnterschenkelgeschwŸren genutzt wurde. Weiterhin sind Schleimstoffe, Gerbstoffe (RosmarinsŠure), Asparagin, Harz, Gummi, Flavonoide, Triterpene, Štherisches …l, KieselsŠure und Stigmasterol enthalten.

 

Die Pyrrolizidinalkaloide (Symphytin - in den BlŠttern bis 0,2%, in den Wurzeln bis 0,3%) sind der Hauptgrund fŸr die AnwendungsbeschrŠnkung (siehe Warnhinweise).

 

Welche Teile der Pflanze werden verwendet?

Am besten und intensivsten ist es, wenn man frische Wurzeln zur VerfŸgung hat.

Trockene Wurzeln kšnnen aber auch verwendet werden, sie sind sogar die offiziell als Heilmittel anerkannte Form des Beinwells. Sie enthŠlt auch die meisten Wirkstoffe. 

 

Kaut man Ÿbrigens die Wurzel, werden die Geschmacksnerven anŠsthesiert und es tritt eine deutliche Verminderung des Geschmacksempfindens ein.

 

Man kann auch die BlŠtter verwenden, die eine Šhnliche, aber nicht so starke Wirkung wie die Wurzel aufweisen.

 

Rezepte

 

Beinwelltinktur

Herstellung mšglich zwischen Oktober und April.

Zutaten

Beinwellwurzel

mindestens 50%iger Alkohol: Dazu eignet sich am besten ein klarer, neutral schmeckender Schnaps wie Wodka oder Korn, aber auch Kernobstschnaps.

Zubereitung

Ein StŸck Wurzel ausgraben. Die Wurzel waschen, bŸrsten und schadhafte Stellen wegschneiden. In dŸnne Scheiben schneiden. In ein Glas geben, bis dieses zur HŠlfte gefŸllt ist. Sofort mit dem Alkohol Ÿbergie§en

Das Glas zudecken, beschriften und einen Monat bei Zimmertemperatur und im Halbschatten reifen lassen, bis die Beinwelltinktur braun und dickflŸssig geworden ist. WŠhrend dieses Prozesses die reifende Tinktur oft leicht schŸtteln.

Durch ein Sieb, mit einem StŸck Strumpf ausgelegt, am besten in ein zweites GefŠ§ abseihen und gut auspressen. Zum Aufbewahren in eine dunkle Flasche fŸllen, beschriften, kŸhl aufbewahren.

Haltbarkeit bis 3 Jahre.

 

Beinwellsalbe

Zur Verwendung bei Knochenverletzungen, Knochenbruch, KnochenhautentzŸndung, Sportverletzungen, Verstauchungen, BandscheibenschŠden, Tennisarm, Arthrose, Nervenschmerzen, Gelenkschmerzen, Ischias, desinfizierten Wunden und Brandwunden.

Wenig einreiben oder einen Salbenverband anlegen.

Zutaten

Zwei Handvoll frische, gewaschene, saubere, kleingeschnittene oder geraffelte Beinwellwurzeln

150 g Erdnuss-, Sonnenblumen- oder Traubenkernšl

15 g zerbršckeltes Bienenwachs

Evtl. 1 - 2 Essl. Beinwelltinktur

Evtl. 10 - 15 Tropfen Štherisches Teebaumšl.

Zubereitung

Die Wurzeln mit dem …l in ein feuerfestes SalbenpfŠnnchen geben und unter RŸhren im Wasserbad oder auf einem Rechaud langsam erwŠrmen und schmelzen. Auf kleinem Feuer mind. 30 Minuten oder lŠnger - bis 1 ½ Stunden - unter gelegentlichem RŸhren ausziehen lassen, bis die Schmelze Geschmack und Farbe angenommen hat.

Dann das Bienenwachs hinzufŸgen, schmelzen lassen und sehr gut unterrŸhren.

Durch ein Sieb, mit einem StŸck Strumpf ausgelegt, am besten in ein zweites GefŠ§ abseihen und gut auspressen (den RŸckstand als Kompresse auflegen).

Die Beinwelltinktur und das Štherische …l tropfenweise in die noch flŸssige, leicht abgekŸhlte Schmelze rŸhren, in Dšschen gie§en, abkŸhlen lassen, verschlie§en und beschriften.

Die Salbe ist kŸhl aufbewahrt 1 Jahr haltbar.

 

Sportemulsion

Bei Sportverletzungen, Hexenschuss, Schmerzen, fŸr Gelenke und WirbelsŠule, als Hals-Umschlag bei Angina und Halsweh leicht einreiben oder einmassieren.

Nicht auf offenen Wunden anwenden.

Zutaten

60 g neutrale dickflŸssige Kšrpermilch

10 g Johanniskrautšl

10 g Beinwelltinktur

10 g Arnikatinktur

10 g Weidenrinden- oder MŠdesŸsstinktur

5 Tropfen Štherisches Myrrhešl und 5 Tropfen Weihrauchšl

Zubereitung

Die Kšrpermilch in ein PlastikflŠschchen mit weiter …ffnung abwŠgen (eine Kaffeesahnedose eignet sich ausgezeichnet dazu). Statt abwŠgen: 10 g = 1 Esslšffel.

Das Johanniskrautšl zufŸgen, gut schŸtteln, dann nacheinander die Tinkturen und zuletzt die Štherischen …le beifŸgen, dabei immer gut schŸtteln, damit die Emulsion nicht zu dŸnn wird.

 

Verwendung au§erhalb der medizinischen Anwendung (in der KŸche):

Vor allem unter Vegetariern waren die BlŠtter des Echten Beinwells und die BlŠtter nahe verwandter Beinwellarten eine Zeitlang sehr beliebt.

 

Der Grund ist darin zu sehen, dass frische BeinwellblŠtter einen sehr hohen Proteinanteil aufweisen. Diese Proteine sind biologisch derart hochwertig, dass man ihrem NŠhrwert durchaus mit tierischem Eiwei§ vergleichen kann.

 

Die BlŠtter lassen sich wie Spinat verarbeiten. In Bierteig getaucht, kann man sie in der Pfanne ausbacken und essen.

 

Wegen der Pyrrolizidinalkaloide, die in geringen Mengen im Beinwell enthalten sind, sollte man Beinwell nicht regelmŠ§ig als Nahrungsmittel zu sich nehmen, bei gelegentlichem Verzehr in angemessenen Mengen besteht allerdings kein erhšhtes Risiko, wie Untersuchungen an Menschen und Tieren ergeben haben.